Förderpreis ADK 2015 für exzellente Kautschukforschung

20. August 2015

Der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie (ADK) koordiniert die Interessen von über 100 Betrieben mit ca. 25.000 Beschäftigten. Die deutsche Kautschukindustrie bietet dem wissenschaftlichen Nachwuchs hervorragende Berufsperspektiven.

Im Rahmen der Nachwuchsförderung lobt der Verband den Förderpreis des ADK aus. Gewürdigt werden in den Kategorien BESTE DISSERTATION und BESTE MASTERARBEIT die Forschungsergebnisse von insgesamt vier Wissenschaftler/innen.

Die interdisziplinäre Jury besteht aus renommierten Kautschukexperten, die in der Wirtschaft und Wissenschaft tätig sind.    

 

VON STEFANIE GAFFRON

Jurymitglieder Förderpreis ADK 2015

  • Professor Dr.-Ing. Gerhard Poll, Professor für Maschinenelemente und Konstruktionstechnik sowie Leiter des Instituts für Maschinenkonstruktion und Tribologie der Leibniz Universität Hannover.
  • Dr.-Ing. Andreas Jäger, Geschäftsführender Gesellschafter Arnold Jäger Holding GmbH Hannover. Die Arnold Jäger Holding GmbH ist Mitglied bei ZUKUNFTINC. initiative. marktführer. hannover. eV.  
  • Dipl.-Kfm. Georg zur Nedden, Geschäftsführender Gesellschafter der Westland Gummiwerke GmbH & Co. KG Melle

Jury- Statements ADK Förderpreis 2015

"Die Differenzierung unter den eingereichten Arbeiten war nicht leicht, denn das Niveau war durchweg sehr hoch. Das zeigt, dass in Deutschland und insbesondere am DIK in Hannover Spitzenforschung auf dem Gebiet der Elastomere und der entsprechenden Produkte betrieben wird, die jedem internationalen Vergleich standhält. Sehr schön ist, dass bei uns interdisziplinär in enger Verzahnung mit den Ingenieurwissenschaften, z.B. der Verfahrenstechnik und dem Maschinebau, gearbeitet wird. Die Preisverleihung ist eine hervorragende Gelegenheit, dies öffentlich sichtbar zu machen und gleichzeitig den Nachwuchs zu ermuntern, sich auf diesem interessanten interdisziplinären Themenfeld zu engagieren. Herzlichen Glückwunsch!"

Professor Dr.-Ing. Gerhard Poll,

Professor für Maschinenelemente und Konstruktionstechnik sowie Leiter des Instituts für Maschinenkonstruktion und Tribologie der Leibniz Universität Hannover

Wissenschaftliche Nachwuchsförderung sichert die Zukunft der deutschen Kautschuktechnologie, weil unsere hochspezialisierte Branche technologische Nischen besetzt. Die Ausbildung am DIK ist durch vielfältige Dienstleistungen und Auftragsforschung für mittelständische Firmen gleichzeitig praxisnah und fachlich fundiert. Die Absolventen sind somit gut auf den Alltag in unseren Betrieben vorbereitet. Die Arbeiten, die in diesem Jahr der Jury vorgelegt worden sind, beweisen dies eindrucksvoll. Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen, war aber am Ende doch eindeutig.“ 

Dr.-Ing. Andreas Jäger,

Geschäftsführender Gesellschafter Arnold Jäger Holding GmbH Hannover

 „Interdisziplinarität in der Ausbildung ist für die Industrie ein hoher Gewinn. Die ausgezeichneten Arbeiten haben sich in besonderer Weise mit komplexen, stark anwendungsorientierten Fragestellungen befasst, die eine hohe Relevanz für Problemlösungen besitzen. Sie bilden interessante Grundlagen für Produktentwicklungen und damit die Basis für zukünftige unternehmerische Erfolge. Weiterhin stärken sie die Qualität der deutschen Kautschukindustrie im internationalen Wettbewerb.“ 

Dipl.-Kfm Georg zur Nedden,

Geschäftsführender Gesellschafter Westland Gummiwerke GmbH & Co. KG

„Mit Kautschuk umgehen, kann man nicht studieren“

Die Mitgliedsunternehmen des ADK gehören zu den langjährigen Förderern des Deutschen Instituts für Kautschuktechnologie e.V. (DIK). In Hannover 1984 auf Initiative der deutschen Kautschukindustrie und des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, und Verkehr als gemeinnütziger Verein gegründet, hat sich das DIK auch international einen hervorragenden Ruf erworben. Das einmalige Konzept des Instituts ist es, die verschiedensten naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen im Bereich Kautschuk und polymere Werkstoffe unter einem Dach vereint zu haben.

Die Kombination von angewandter Grundlagenforschung, sowohl öffentlich als auch von der Industrie gefördert, Service für die Branche im Sinne von Materialcharakterisierungen, Schadensanalysen, Qualitätsfragen und Spurenanalysen sowie die Aus- und Weiterbildung machen das DIK zu einem interessanten Kooperationspartner nicht nur für die Kautschukindustrie. Ansatz des Instituts kommt bei jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sehr gut an. „Mit Kautschuk umzugehen, kann man nicht studieren. Bei uns forschen Chemiker, Maschinenbauer, Physiker und Mathematiker in interdisziplinären und internationalen Teams. Dieser Erfahrungsaustausch und diese Art der wissenschaftlichen und praxisbezogenen Zusammenarbeit ist unser Alleinstellungsmerkmal“, sagt Institutsleiter Prof. Dr. Ulrich Giese.

Damit die enge Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung garantiert ist, lehrt Prof. Dr. Ulrich Giese als Professor der Leibniz Universität Hannover „Angewandte Polymerchemie“ am Institut für Anorganische Chemie. Die enge Kooperation zwischen der Universität und dem DIK war seinem Vorgänger in der Institutsleitung Herrn Prof. Dr. Robert H. Schuster für die Nachfolgeregelung äußerst wichtig, um direkten Kontakt zu den Studierenden zu haben. „Nur wenn Studierende wissen, dass sie am DIK lernen, Fertigungsprozesse zu verstehen und diese mit Materialeigenschaften verknüpfen zu können, sichern wir mit der Ausbildung den dringend benötigten hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs und liefern einen wichtigen Beitrag für den Erfolg der Deutschen Kautschukindustrie in der Zukunft, “ erläutert Prof. Giese.

Preisträgerin Dr. rer. nat. Mareike Bradtmöller

Kategorie: Beste Dissertation

Dissertationsthema: Untersuchungen zur De-Vulkanisation schwefelvernetzter Elastomere unter Anwendung ungesättigter kautschukanaloger Modellmoleküle.

Dr. rer. nat. Mareike Bradtmöller erreichte die Nachricht und Gratulation zum Förderpreis der Deutschen Kautschukindustrie, Kategorie Beste Dissertation, kurz vor dem Urlaub. Genau 11 Minuten betrug das Zeitfenster für ein Interview vor der Autofähre mit Fahrtziel Norderney. „Wir haben zufällig von Freitag bis Freitag gebucht, sodass ich rechtzeitig zur Preisverleihung wieder zurück in Hannover bin. Eine tolle Urlaubsüberraschung“, freut sich Mareike Bradtmöller am Telefon. „Schwefelnetze, was das ist? Wie soll ich das jetzt so schnell erklären? Schwefel ist ein Element.“ Die übrigen Urlauber dürften sich gewundert haben, über das, was die promovierte Chemikerin anschließend am Telefon erklärte. Doch Ungewöhnliches gehört zu ihrem Werdegang.

Am Kurt-Schwitters-Gymnasium Misburg war sie eine der wenigen Abiturientinnen, die sich mit Mathe- und Physik-Leistungskurs in das bevorstehende Abitur wagte. Wäre es angeboten worden, hätte Mareike Bradtmöller auch Chemie als Leistungskurs gewählt. Bei der Abi-Entlassung wurde die erfolgreiche Abiturientin durch einen Fonds als beste Abiturientin im Fach Chemie ausgezeichnet. Als Förderwerk des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) fördert dieser Fonds seit 1950 Grundlagenforschung, Nachwuchswissenschaftler sowie den Chemieunterricht an Schulen. Dass erfolgreicher Schulabschluss und Auszeichnung später zur Entwicklung intelligenter Kautschuk-Recyclingverfahren führen würden, ahnte sie damals nicht. Aber dass sie etwas Praxisnahes machen würde, das war der Abiturientin schon vor der Reifeprüfung klar.

Während des anschließenden Chemiestudiums mit Schwerpunkt physikalische Chemie an der Leibniz Universität Hannover entdeckte sie einen Aushang des Deutschen Instituts für Kautschuktechnologie e.V. (DIK). Dort gab es mehrere interessante Doktorandenstellen, und der frühe Wunsch, eines Tages direkt in der Praxis zu landen, sollte sich mit dem DIK erfüllen. Kompetenz in Kautschuk, dafür steht das DIK, welches auf Initiative der deutschen Kautschukindustrie und des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr in Hannover gegründet wurde, seit 1984. Die anerkannte Forschungseinrichtung von internationalem Ruf wurde auch für Dr. Mareike Bradtmöller zum idealen Ort ihrer Forschungsarbeiten rings um die Themen Schwefelvernetzung und De-Vulkanisation von Dien-Kautschuken und dessen Elastomeren.

Sinnvolles Recycling von Rohstoffen war und ist der Chemikerin ein Anliegen. Dass recyceltes Gummi am Ende als inaktiver Füllstoff für wenig anspruchsvolle Produkte verwendet wird, befand die junge Forscherin als unbefriedigend. Folglich suchte sie im Rahmen ihrer Dissertation nach einer sinnvollen Alternative zum sogenannten Downcycling. Aufgrund seines bei der Vulkanisation aufgebauten dreidimensionalen Netzwerks ist Elastomer-Recycling nicht mit dem von Kunststoffen vergleichbar, welche in der Regel schmelzbar sind und anschließend neu geformt werden können. Die Kernfrage der Dissertation von Dr. Mareike Bradtmöller war deshalb, wie anfallender Elastomerabfall nicht nur reduzierbar, sondern in einem In-house-Verfahren unter Erhalt (!) der physikalischen Materialeigenschaften recycelbar ist – und somit die De-Vulkanisation, also die Umkehrung der bisher als irreversibel geltenden Vulkanisation, realisierbar wird.

Als Mischungs- & Materialentwicklerin setzt die promovierte Chemikerin heute ihr Wissen in der Entwicklung und Herstellung von Schläuchen, Schlauchbogen, Schlauchleitungen und Anschlusssystemen für eine sichere, komfortable und ressourcenschonende Mobilität um. Dr. Mareike Bradtmöller liebt die sportliche Herausforderung beim Fußball und Laufsport. Auf Reisen rings um den Globus hält sie ihre Bilder nicht nur im Kopf, sondern auch durch professionelle Fotografie fest. Dr. Mareike Bradtmöller ist verheiratet und arbeitet als Mischungs- und Materialentwicklerin für die ContiTech MGW GmbH in Hamburg. Die Business Unit Fluid Technology unterstützt die Megatrends der Continental AG Nachhaltigkeit, Sicherheit, Umwelt und Werkstoffe „Heute und in Zukunft“.

Preisträger Dr. rer. nat. Timo Steinke

Kategorie: Beste Dissertation

Dissertationsthema: Funktionalisierte, superparamagnetische Magnetit-Nanopartikel zum Einsatz in polymeren Kompositmaterialien.

Ich saß an meinem Arbeitsplatz und checkte meine Mails. Plötzlich finde ich die Benachrichtigung, dass ich den Förderpreis der Deutschen Kautschukindustrie bekommen soll. Wenn ich mir vorstelle, wie mein Einstieg in die Kautschukforschung war, und dass ich jetzt einen Preis in den Händen halte, ist das eine besondere Geschichte. Ich hatte Chemie Leistungskurs an der IGS Langenhagen und war schon früh von diesem Fach fasziniert. So war es für mich logisch, dass ich nach Abitur und Bundeswehr mein Studium der Chemie begann. Schon bald stand für mich auch fest, dass ich eines Tages in die Forschung und Entwicklung gehen würde.

Leider konnte mein Professor an der Leibniz Universität Hannover mir nach der Diplomarbeit keine geeignete Stelle, auf der ich hätte promovieren können, anbieten. Aber Gott sei Dank empfahl er mir das Deutsche Institut für Kautschuktechnologie e.V. (DIK). Von diesem Institut hatte ich zwar noch nie gehört und von dessen Institutsleiter Prof. Dr. Robert Schuster auch nicht, aber mein Interesse war geweckt. Da fuhr ich nun durch diese typische deutsche Eigenheimsiedlung mit gepflegten Blumenbeeten und geschnittenen Hecken, und es kam mir anfangs sehr merkwürdig vor, dass in dieser Siedlung in der Mitte von nirgendwo das DIK sein sollte.

Aber das DIK tauchte genau dort auf und ich an diesem Tag in die Welt des Kautschuks ein. Klar hätte er „Themen für eine Dissertation“, sagte Prof. Schuster und „Welches von den 1, 2, 3, 4, 5 Themen“ ich denn haben wolle. So kam ich plötzlich mitten in der Gummiindustrie an. Schon bald merkte ich: Gummi ist irgendwie speziell und hat oft etwas von Alchemie. Man weiß selten, wie etwas genau funktioniert, aber mit genug Erfahrung weiß man, wie man es nach den eigenen Vorstellungen beeinflussen kann. Und auf den ersten Schritten zu diesem Verständnis begleiteten mich das DIK und meine tollen Kollegen.

Was im Gummi enthalten sein muss, um mithilfe von Magnetismus die Schwingungen von Gummidämpfern beeinflussen zu können, habe ich in meiner Doktorarbeit untersucht. Um hiermit zum Beispiel die Schwingungen von großen Turbinen beim An- oder Abfahren zu dämpfen, damit nicht die ganze Halle rappelt.

Fast fünf Jahre habe ich am DIK geforscht und war sehr zufrieden. Die familiäre, aber trotzdem sehr internationale Campus-Atmosphäre inmitten von Gänseblümchen und Vorgärten ist hier einfach besonders. Und speziell die Arbeit am DIK, die von ihrem besonderen interdisziplinären Charakter geprägt ist, macht viel Spaß. Es befruchtet die eigene Forschungsarbeit, wenn man sich als Chemiker parallel mit Mathematikern, Physikern und Maschinenbauern austauschen kann. Man lernt, wie andere Disziplinen denken, und verbindet dann auch in den eigenen Arbeiten Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaften.

Die Kautschukszene in Deutschland ist zwar nicht klein, aber sehr familiär. Fast jeder kennt jeden, und obwohl es natürlich einen Wettbewerb untereinander gibt, ist die Branche trotzdem gut vernetzt und arbeitet gut zusammen. Top Fachkräfte verteilen sich weltweit und verlieren doch nie den Kontakt. Die Erfahrungen aus meiner Doktorarbeit und der Zeit am DIK kann ich sehr gut bei meinem jetzigen Arbeitgeber einbringen und noch weiter vertiefen. Es ist ein gutes Gefühl, etwas studiert zu haben, was in der deutschen Wirtschaft stark verwurzelt ist und breite Anwendung findet, etwas bei dem Fachkräfte auch in Zukunft dringend benötigt werden.

Der Motorradfahrer Dr. Timo Steinke liebt die kurvigen Strecken im Umland Hannovers. Besondere Eindrücke hält der gebürtige Hannoveraner gerne mit seiner Kamera fest. Dr. Timo Steinke ist verheiratet und arbeitet in der Materialentwicklung für die Contitech Vibration Control GmbH. Der Geschäftsbereich Vibration Control entwickelt und fertigt an zehn Standorten in Deutschland, Frankreich, der Slowakei, den USA, Mexiko, Brasilien und in China.

Preisträger Dr.-Ing. Torsten Thust

Kategorie: Beste Dissertation

Dissertationsthema: Rezeptur- und Prozesseinflüsse auf das Haftverhalten beim Mehrkomponentenspritzgießen von Thermoplast-Elastomer-Verbundbauteilen am Beispiel PA 6.6 – HNBR

„Ich freue mich sehr, denn erst vor wenigen Minuten habe ich erfahren, dass ich für meine Dissertation den Preis der deutschen Kautschukindustrie erhalte. Eine tolle Anerkennung und Bestätigung für meine Arbeit! Naturwissenschaften haben mich schon früh interessiert, ab der 12. Klasse am Greselius-Gymnasium Bramsche wählte ich dementsprechend Mathe und Chemie als Leistungskurse. Obwohl mir Mathematik Spaß machte, wollte ich damals aber schon beruflich lieber etwas Praxisorientiertes, etwas zum Anfassen machen. In der reinen Mathematik wäre das wahrscheinlich nur mein Taschenrechner gewesen.

Ölwannen in Automobilen wurden früher aus schweren Metallen gefertigt. Um Sprit zu sparen, müssen die Autos leichter werden, deshalb bestehen die Ölwannen heute aus deutlich leichterem Kunststoff. Damit das Öl in der Wanne bleibt, muss diese durch eine Kautschukdichtung abgedichtet werden. Bisher werden Ölwanne und Dichtung auf unterschiedlichen Maschinen hergestellt und anschließend in einem sehr arbeitsintensiven und umweltbelastenden Schritt miteinander verbunden. Die Frage meiner Arbeit war also, wie dieses Verfahren vereinfacht und der Kleber, auch als Haftvermittler bezeichnet, eingespart werden könnte, um dieses Bauteil aus Kunststoff-Ölwanne und Kautschukdichtung in nur einem Arbeitsschritt umweltfreundlich herstellen zu können.

Ich erforschte sowohl den Herstellprozess solcher Bauteile mittels einer neuen Fertigungstechnologie, dem Mehrkomponentenspritzgießen, als auch die chemische Reaktion der Vernetzung bzw. Vulkanisation. Diese verleiht den vorher noch weichen Kautschukmischungen erst ihre wunderbaren elastischen Eigenschaften, erst dann spricht man vom Gummi, die auch entscheidend für die Haftung des Kautschuks an einem Kunststoff sind. Man könnte also sagen, dass ich mit meiner Forschungsarbeit einen Teil der Haftungsrelevanz der Kautschukrezeptur entschlüsselt habe und somit dem Ziel, den Haftvermittler eines Tages nicht mehr zu benötigen, ein großes Stück näher gekommen bin.

Auf einem der Hochschulinformationstage der Fachhochschule Osnabrück informierte ich mich dort über den Studiengang Kunststoff- und Werkstofftechnik. Einen ganzen Tag lang schnupperte ich in Vorlesungen hinein und schaute mich begeistert in den Laboren und Technika um. Es war genau die richtige Mischung aus theoretischem Wissen und praktischer Arbeit, sodass am Ende des Tages für mich feststand: Kunststoff- und Werkstofftechnik. DAS WILL ICH MACHEN! Nach dem Abitur absolvierte ich meinen Wehrdienst und begann im Anschluss mein Studium der Kunststoff- und Werkstofftechnik an der Fachhochschule Osnabrück. Schon nach kurzer Zeit war für mich klar, dass mein Schwerpunkt die Kunststofftechnik bilden würde. Ich war fasziniert von den polymeren Materialien, insbesondere vom Kautschuk.

Kautschuk ist ein Material, das sich überall um uns herum befindet, wunderbare Eigenschaften hat, aber trotzdem nicht richtig wahrgenommen wird. Egal wo man hinschaut, fast überall entdecken wir diesen Werkstoff, ohne den sich sehr viele und nützliche Dinge im Alltag gar nicht realisieren ließen. Nach Abschluss meines Studiums als Diplom-Ingenieur (FH) und mit der Begeisterung für Kautschuk begann ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Kautschuktechnologie e.V. (DIK), Hannover, in den Bereichen Mehrkomponentenspritzgießen und Haftverhalten von Kautschuk zu forschen.

Für eine mögliche Promotion schrieb ich mich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als externer Doktorand ein. Das bedeutet, dass ich meine Forschungsarbeiten am DIK unter fachlicher Betreuung von Institutsleiter Prof. Dr. Ulrich Giese durchführte und mir gleichzeitig mein Doktorvater Prof. Dr. Hans-Joachim Radusch von der Uni Halle im universitären Umfeld mit Rat und Tat zur Seite stand. Eine für mich ideale Kombination. Da mir die Arbeit mit dem Werkstoff Kautschuk sehr viel Spaß machte und ich immer wieder Neues darüber lernen konnte, habe ich bis zum Ende meiner Promotion auch gerne eine etwas längere Zeit am DIK verbracht als vielleicht für wissenschaftliche Mitarbeiter üblich. Meiner Familie und meinen Freunden erklärte ich meine Arbeit in dieser Zeit immer gerne am Beispiel der Ölwanne.

Im Privatleben spielt Herr Dr. Torsten Thust gerne Fußball, er fährt Rad oder geht klettern. Getreu dem Motto „Kautschuk klebt“ hat er während seiner Zeit am DIK seine heutige Ehefrau kennengelernt und ist seit wenigen Wochen frisch vermählt. Ebenso ist Herr Dr. Torsten Thust auch nach seiner Zeit am DIK der Kautschukbranche treu geblieben. Er lebt im Rheinland und ist in der Forschung und Entwicklung der LANXESS Deutschland GmbH tätig. LANXESS ist ein führender Spezialchemie-Konzern, der 2014 einen Umsatz von 8 Milliarden Euro erzielte und aktuell rund 16.300 Mitarbeiter in 29 Ländern beschäftigt. Das Unternehmen ist derzeit an 52 Produktionsstandorten weltweit präsent.

Preisträgerin Dorothee Fuchs, M.Sc.

Kategorie: Beste Masterarbeit

Masterarbeitsthema: Analytische Charakterisierung der Kinetik der Nitrosaminbildung in wässriger Phase mittels chromatographischer Methoden

Nach dem Abitur 2007 am Bischöflichen Gymnasium Josephinum Hildesheim entschied sich die junge Forscherin für ein Studium der Chemie an der Leibniz Universität Hannover. 2011 folgte der Bachelor in Chemie und im Anschluss das Masterprogramm Analytik, welches Dorothee Fuchs 2013 mit dem Master of Science erfolgreich abschloss.

„Mit Kautschuk in Berührung gekommen bin ich im Masterstudium durch die Vorlesung von Prof. Ulrich Giese“, erzählt Dorothee Fuchs, die sich sehr über den Förderpreis der Deutschen Kautschukindustrie 2015 freut. Nach einem sechswöchigen Forschungspraktikum am Deutschen Institut für Kautschuktechnologie (DIK) sei sie dort „kleben“ geblieben. Aktuell arbeitet sie am DIK als wissenschaftliche Mitarbeiterin und forscht für ihre Dissertation.

Wie findet eine junge Wissenschaftlerin das Arbeiten abseits der Studentenviertel in Hannovers Nordstadt? „Zugegeben, ein Campusleben gibt es am DIK natürlich nicht, aber dafür kommt man viel mehr bzw. enger mit Leuten aus anderen Fachgebieten zusammen und tauscht sich aus, sodass man eine wissenschaftliche Fragestellung auch mal aus einer völlig anderen Perspektive betrachtet und eventuell einen anderen Weg zur Lösung einschlägt. Ich bin begeistert vom DIK“, sagt Dorothee Fuchs. Und die Mensa ums Eck sei jetzt etwa zehn Minuten mit dem Fahrrad entfernt, sodass sie mit einigen Kollegen weiter dort Mittagspause mache.

Wenn Dorothee Fuchs Speichellösungen unter die Lupe nimmt, hat das nichts mit Kriminalistik zu tun. Im Rahmen ihrer Masterarbeit untersuchte sie die Bildung der nicht als cancerogen eingestuften Nitrosamine N-Nitrosodibenzylamin (NDBzA) und N- Nitrosodinonylamin (NDiNA) in einer sauren, nitrithaltigen Speichellösung. Ziel war die Entwicklung und Optimierung spezieller Analysemethoden für GC-TEA und LC-MS, um diese Stoffe auch im Spurenbereich nachweisen zu können. Grundlage der Arbeit war die DIN-Norm 12868, die ein Verfahren beschreibt, mit welchem die Migration von N-Nitrosaminen aus Babysaugern durch eine künstliche Speichellösung untersucht wird. Bei der Vulkanisation von Kautschuken können durch bestimmte Beschleunigerchemikalien sekundäre Amine freigesetzt werden, die dann mit Stickoxiden aus der Luft zu den krebserregenden Nitrosaminen reagieren können.

Stehen diese Produkte in direktem menschlichem Kontakt, z.B. bei Babysaugern oder auch bei Lebensmittelverpackungen, muss die Freisetzung dieser cancerogenen Stoffe so gering wie möglich gehalten werden. Dafür sind genaue Kenntnisse über Bildungsmechanismen, die Kinetik sowie den Einfluss von verschiedenen Reaktionsparametern sehr wichtig. Heutzutage werden weitestgehend Beschleunigerchemikalien verwendet, bei denen die nicht krebserregenden Nitrosamine NDBzA und NDiNA freigesetzt werden, aber auch hier ist es wichtig, grundlegende Kenntnisse über den Reaktionsweg und die Reaktionsparameter zu haben und natürlich eine analytische Methode zum qualitativen und quantitativen Nachweis dieser Substanzen, was im Rahmen dieser Arbeit erfolgte.

Im Privatleben kocht Dorothee Fuchs gerne und unternimmt ausgiebige Fahrradtouren. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit am DIK untersucht Dorothee Fuchs Verstärkerharze auf Phenolbasis. Ihr Berufswunsch ist eine Tätigkeit im Bereich Forschung und Entwicklung.